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Re: Любимые стихи

Зимнее утро

Мороз и солнце; день чудесный!
Еще ты дремлешь, друг прелестный -
Пора, красавица, проснись:
Открой сомкнуты негой взоры
Навстречу северной Авроры,
Звездою севера явись!

Вечор, ты помнишь, вьюга злилась,
На мутном небе мгла носилась;
Луна, как бледное пятно,
Сквозь тучи мрачные желтела,
И ты печальная сидела -
А нынче... погляди в окно:

Под голубыми небесами
Великолепными коврами,
Блестя на солнце, снег лежит;
Прозрачный лес один чернеет,
И ель сквозь иней зеленеет,
И речка подо льдом блестит.

Вся комната янтарным блеском
Озарена. Веселым треском
Трещит затопленная печь.
Приятно думать у лежанки.
Но знаешь: не велеть ли в санки
Кобылку бурую запречь?

Скользя по утреннему снегу,
Друг милый, предадимся бегу
Нетерпеливого коня
И навестим поля пустые,
Леса, недавно столь густые,
И берег, милый для меня.

А. C. Пушкин

1829

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Re: Любимые стихи

Delikatessen

Nichts mehr gefällt mir.

Soll ich
eine Metapher ausstaffieren
mit einer Mandelblüte?
Die Syntax kreuzigen
auf einen Lichteffekt?
Wer wird sich den Schädel zerbrechen
über so überflüssige Dinge -

Ich habe ein Einsehen gelernt
mit den Worten,
die da sind
(für die unterste Klasse)

Hunger
          Schande
                       Tränen
und
                                  Finsternis

Mit dem ungereinigten Schluchzen,
mit der Verzweiflung
(und ich verzweifle noch vor Verzweiflung)
über das viele Elend,
den Krankenstand, die Lebenskosten,
werde ich auskommen.

Ich vernachlässige nicht die Schrift,
sondern mich.
Die anderen wissen sich
weißgott
mit den Worten zu helfen.
Ich bin nicht mein Assistent.

Soll ich
einen Gedanken gefangennehmen,
abführen in eine erleuchtete Satzzelle?
Aug und Ohr verköstigen
mit Worthappen erster Güte?
erforschen die Libido eines Vokals,
ermitteln die Liebhaberwerte unserer Konsonanten?

Muß ich
mit dem verhagelten Kopf,
mit dem Schreibkrampf in dieser Hand,
unter dreihundertnächtigem Druck
einreißen das Papier,
wegfegen die angezettelten Wortopern,
vernichtend so: ich du und er sie es

wir ihr?

(Soll doch. Sollen die andern.)

Mein Teil, es soll verloren gehen.

Ingeborg Bachmann

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Re: Любимые стихи

Утро в Вене

Где ветер бросает ножи
В стекло министерств и музеев,
С насмешливым свистом стрижи
Стригут комаров-ротозеев.

Оттуда на город забот,
Работ и вечерней зевоты,
На роботов Моцарт ведет
Свои насекомые ноты.

Живи, дорогая свирель!
Под праздник мы пол натирали,
И в окна посыпался хмель -
На каждого по сто спиралей.

И если уж смысла искать
В таком суматошном концерте,
То молодость, правду сказать,
Под старость опаснее смерти.

1958

Арсений Тарковский

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Re: Любимые стихи

Finnischer Tango

"Die Furie Des Verschwindens"

Was gestern abend war ist unf ist nicht
Das kleine Boot das sich entfernt
und das kleine Boot das sich nähert
Das Haar das ganz nah war ist fremdes Haar
Das ist leicht gesagt Das ist immer so
Der graue See ist doch der graue See
Das frische Brot von gestern abend ist hart
Niemand tanzt Niemand flüstert Niemand weint
Der Rauch ist verschwunden und nicht verschwunden
Der graue See ist jetz blau Jemand ruft
Jemand lacht Jemand ist fort
Es ist ganz hell Es war halb dunkel
Das kleine Boot kehrt nicht immer zurück
Es ist dasselbe und nicht dasselbe
Niemand ist da Der Felsen ist Felsen
Der Felsen hört auf Felsen zu sein
Der Felsen wird wieder zum Felsen
Das ist immer so Es verschwindet
nichts und nichts bleibt Was da war
ist und ist nicht und ist Das
versteht niemand Was gestern abend war
Das ist leicht gesagt Wie hell
der Sommer hier ist und wie kurz


Hans Magnus Enzensberger

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Re: Любимые стихи

Feuer und Eis

So mancher sagt, die Welt vergeht in Feuer,
so mancher sagt, in Eis.
Nach dem, was ich von Lust gekostet,
halt ich´s mit denen, die das Feuer vorziehen.
Doch müsste sie zweimal untergehen,
kenn ich den Hass wohl gut genug,
zu wissen, dass für die Zerstörung Eis
auch bestens ist
und sicher reicht.

Robert Frost

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Re: Любимые стихи

Wenn der Weg schön ist, lass uns nicht fragen wohin er führt.

A. France

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Re: Любимые стихи

Himmel

Wäre das Leben so einfach
und voller Heiterkeit,
wozu dann diese
ganze Traurigkeit.

Wäre es glücklich
Tag für Tag,
würde trotzdem kommen
was kommen mag?


Robert Creeley

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Re: Любимые стихи

Variation zu einem Thema von Rilke

Ein bestimmter Tag wurde mir zu einer Präsenz;
da war sie, trat mir entgegen – Himmel, Luft, Licht:
ein Wesen. Und bevor es herabzusteigen begann
von der Höhe des Mittags, beugte es sich über mich
und schlug auf meine Schulter wie mit
der Fläche eines Schwerts, erteilte mir
Ehre und eine Aufgabe. Der Schlag des Tages
erklang metallisch, oder war ich es, eine Glocke, erwacht,
und was ich hörte, war mein ganzes Selbst,
das sagte und sang, was es wusste: ich kann.

Denise Levertov

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Re: Любимые стихи

Einladung zu einer Tasse Jasmintee

Treten Sie ein,
legen Sie Ihre traurigkeit ab,
hier dürfen Sie schweigen.

Reiner Kunze

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Re: Любимые стихи

Freies Geleit (Aria II)

Mit schlaftrunkenen Vögeln
und winddurchschossenen Bäumen
steht der Tag auf, und das Meer
leert einen schäumenden Becher auf ihn.

Die Flüsse wallen ans große Wasser,
und das Land legt Liebesversprechen
der reinen Luft in den Mund
mit frischen Blumen.

Die Erde will keinen Rauchpilz tragen,
kein Geschöpf ausspeien vorm Himmel,
mit Regen und Zornesblitzen abschaffen
die unerhörten Stimmen des Verderbens.

Mit uns will sie die bunten Brüder
und grauen Schwestern erwachen sehn,
den König Fisch, die Hoheit Nachtigall
und den Feuerfürsten Salamander.

Für uns pflanzt sie Korallen ins Meer.
Wäldern befiehlt sie, Ruhe zu halten,
dem Marmor, die schöne Ader zu schwellen,
noch einmal dem Tau, über die Asche zu gehn.

Die Erde will ein freies Geleit ins All
jeden Tag aus der Nacht haben,
daß noch tausend und ein Morgen wird
von der alten Schönheit jungen Gnaden.

Ingeborg Bachmann

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Re: Любимые стихи

Die Winterschlaflosigkeit

Sie findet keinen Schlaf, die Seele, kann nur daliegen, hellwach
sich zermartern, lauschen auf den Schnee, der sich ansammelt
zu etwas wie einer letzten Schlacht.

Sie wünscht Tschechow wäre hier, sie zu umsorgen
mit irgendwas – drei Tropfen Baldrian, ein Glas
Rosenwasser – was auch immer, es wäre nicht wichtig.

Sie würde gerne fliehen von hier, die Seele,
in den Schnee. Sie würde am liebsten verschwinden
mit einem Rudel zotteliger Tiere, ein Rudel aus Zähnen,

unter den Mond, über den Schnee, keine
Abdrücke oder Spur hinterlassen, gar nichts.
Die Seele, sie ist krank heute Nacht.

Raymond Carver

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Re: Любимые стихи

Weiteres Gedicht von den Gaben

Dank will ich sagen dem göttlichen
Labyrinth der Wirkungen und der Ursachen
für die Verschiedenheit der Geschöpfe,
die dieses einzigartige Universum bilden,
für den Verstand, der nicht aufhören wird, eine Karte
dieses Labyrinths zu erträumen,
für das Antlitz der Helena, die Beharrlichkeit des Odysseus,
für die Liebe, die uns die anderen sehen läßt
wie die Gottheit sie sieht,
für den harten Diamanten und das geschmeidige Wasser,
für die Algebra, Palast genauer Kristalle,
für die mystischen Münzen des Angelus Silesius,
für Schopenhauer,
der vielleicht das Universum entzifferte,
für das Flammen des Feuers,
das kein Mensch ohne uraltes Staunen betrachten kann,
für Mahagoni, Zeder und Sandelholz,
für das Brot und das Salz,
für das Mysterium der Rose,
die Farbe spendet und sie nicht sieht,
für gewisse Abende und Tage 1955,
für die harten Hirten, die in der Ebene
das Vieh und den Morgen zusammentreiben,
für den Morgen von Montevideo,
für die Kunst der Freundschaft,
für Sokrates’ letzten Tag,
für die Worte, gesprochen in einer Dämmerung
von einem Kreuz zum anderen,
für jenen Traum des Islam, der umfaßte
tausend Nächte und eine Nacht,
für den anderen Traum von der Hölle,
vom Turm des läuternden Feuers
und von den glorreichen Sphären,
für Swedenborg,
der in den Straßen von London mit den Engeln sprach,
für die geheimen und unerinnerten Flüsse,
die sich in mir mischen,
für die Sprache, die vor Jahrhunderten Northumbrien sprach,
für das Schwert und die Harfe der Sachsen,
für das Meer, das eine schimmernde Wüste ist
und ein Schlüssel zu Dingen, die wir nicht kennen,
und ein Grabspruch der Wikinger,
für die Wortmusik Englands,
für die Wortmusik Deutschlands,
für das Gold, das Verse erleuchtet,
für den epischen Winter,
für den Titel eines Buchs, das ich nicht gelesen habe: Gesta Dei per Francos,
für Verlaine, unschuldig wie die Vögel,
für das kristallene Prisma und das Bronzegewicht,
für die Streifen des Tigers,
für die hohen Türme von San Francisco und der Insel Manhattan,
für den Morgen in Texas,
für jenen Sevillaner, der die Moralische Epistel verfaßte
und dessen Namen, wie er es gewollt hätte, wir nicht kennen,
für Seneca und Lucanus aus Córdoba,
die alle spanische Literatur schrieben,
ehe es Spanisch gab,
für das ritterliche und geometrische Schachspiel,
für die Schildkröte des Zenon und die Karte von Royce,
für den Arzneiduft der Eukalyptusbäume,
für die Sprache, die Weisheit vortäuschen kann,
für das Vergessen, das Vergangenes auslöscht oder verändert,
für die Gewohnheit,
die uns wiederholt und bekräftigt wie ein Spiegel,
für den Morgen, der uns die Illusion eines Anfangs beschert,
für die Nacht, ihr Dunkel und ihre Astronomie,
für den Mut und das Glück der anderen,
für das Vaterland, gespürt im Jasmin
oder in einem alten Degen,
für Whitman und Franz von Assisi, die das Gedicht längst geschrieben haben,
dafür, daß das Gedicht unerschöpflich ist
und sich mit der Summe der Geschöpfe vermischt
und niemals zum letzten Vers kommen wird
und wechselt, gemäß den Menschen,
für Frances Haslam, die die Verzeihung ihrer Kinder erbat,
weil sie so langsam starb,
für die Minuten, die dem Schlaf vorangehen,
für den Schlaf und den Tod,
diese beiden verborgenen Schätze,
für die innigen Gaben, die ich nicht erwähne,
für die Musik, mysteriöse Gestalt der Zeit.

Jorge Luis Borges

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Re: Любимые стихи

Ein Traum in einem Traum   

Auf die Stirn nimm diesen Kuß!
Und da ich nun scheiden muß,
Laß mich dir gestehn zum Schluß:
Die ihr wähntet, daß ein Traum
Meine Tage, irrtet kaum.
Wenn die Hoffnung sich zerschlug
- Wann und wo sie auch entflohn,
Ob bei Nacht im Schattenflug,
Ob am Tage, als Vision -
War sie darum weniger Trug?
Was sich uns erfüllt, was nicht,
Ist im Traum ein Traumgesicht.

Wo die Welle, weiß von Gischt,
Um den Brandungsfelsen zischt,
Steh ich, und vom goldnen Sand
Halt ich Körner in der Hand.
Wenige! Doch selbst diese, ach!
Gleiten in die Flut gemach,
Und ich weine ihnen nach.
O Gott! wie halt ich sie in Haft,
Daß nicht alle mir entrafft!
O Gott! Kann ich nicht eins der Flut
Entziehn in meine sich´re Hut?
Ist alles, was wir kaum
Zu eigen nannten, Traum im Traum?

Edgar Allan Poe

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Re: Любимые стихи

ОДИНОЧЕСТВО


Слепой. Я могу на него глядеть,
стыдливо, бесстыдно. Он чувствует взгляды?
Нет, велико его одиночество.

Странная прихоть-
досыта глядеть на чужое лицо.
Не досыта — хочется еще и еще.

В своем мире он сейчас говорит
почти вслух. Его губы шевелятся.
На них беспокойство. И какая-то

радость, почти улыбка.
Неощущаемый мной ветерок
рябит его лицо, словно воду.

Поезд следует к центру, останавливаясь
на станциях. Внутри его громкой
дребезжащей сутолоки покой,

покой молчащих людей —
некоторые смотрят на слепого
мимоходом, а не жадно, как я,—

и внутри этого покоя—его
особый покой, не покой, а вихрь
образов — только какие они, его образы?

Он слепой! И ему все равно,
что он выглядит странно, потому что
обнаженные мысли играют на его лице,

как свет на воде,— он же не знает,
что значит «выглядеть».
Он слеп от рожденья.

И вот он встает и наготове стоит у дверей,
зная, что следующая — его. Он считал?
Нет, он знает и так.

Он выходит, и я за ним.
«Разрешите, я вам помогу».
«Пожалуйста». Безразличие.

Но в тот же миг, когда я
слышу его безразличный голос,
рука его поднимается, ищет,

и мы идем, взявшись за руки, словно дети.
Его рука теплая и не влажная,
крепкая — такую приятно пожать.

И когда он первым проходит
турникет, рука его сразу же
ждет мою.

«Осторожно, ступеньки. А здесь
направо. Опять ступеньки». Мы вышли
на солнечный свет. Он чувствует

ласковый воздух. «Славный день»,—
говорит слепой. Одиночество
шагает со мной, шагает

рядом со мной, не во мне: его мысли
одиноки, но его рука и моя
так сроднились, что, кажется,

словно моя рука, отделившись,
идет сама по себе. Я перевожу
его через улицу, и слепой

говорит, что теперь сам найдет дорогу.
Он знает, куда идет: в никуда,
наполненное тенями. Он говорит: «Я».


Дениз Левертов

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Re: Любимые стихи

Воспоминание (Декабрь...)


Декабрь... Сугробы на дворе...
Я помню вас и ваши речи,
Я помню в снежном серебре
Стыдливо дрогнувшие плечи.

В марсельских белых кружевах
Вы замечтались у портьеры:
Кругом на низеньких софах
Почтительные кавалеры.

Лакей разносит пряный чай...
Играет кто-то на рояли...
Но бросили вы невзначай
Мне взгляд, исполненный печали.

И мягко вытянулись,- вся
Воображенье, вдохновенье,-
В моих мечтаньях воскреся
Невыразимые томленья,

И чистая меж нами связь
Под звуки гайдновских мелодий
Рождалась... Но ваш муж, косясь,
Свой бакен теребил в проходе...
__________

Один - в потоке снеговом...
Но реет над душою бедной
Воспоминание о том,
Что пролетело так бесследно.


Андрей Белый

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Re: Любимые стихи

Wort ist währung

Wort ist währung
Je wahrer,
desto härter

Reiner Kunze

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Re: Любимые стихи

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